Kategorie: Prediger

  • Predigt: Gefällt mir

    Predigt: Gefällt mir

    Predigt vom 12.06.2016 – Einführungsgottesdienst

    „Gefällt mir“

    Liebe Gemeinde,

    wo soll ich nur anfangen?

    Wo soll ich anfangen?

    Ein riesen Berg an Arbeit liegt vor mir,

    so viel gibt es zu tun.

    Ich weiß ja eigentlich schon ganz genau

    wie es einmal sein soll,

    ich hab‘ genaue Vorstellungen davon;

    wie die Kinder miteinander spielen,

    wie gemeinsam gegessen wird,

    und man meine Geschichten hört – aber:

    Wie und wo soll ich nur anfangen?

    So stell ich mir schon ein bisschen diese Szene vor,

    die Szene kurz bevor Gott die Erde macht,

    Das was Gott vielleicht dachte,

    vor dem, was uns die Bibel ganz am Anfang erzählt,

    dort wo Gott sich entscheidet, uns einen Lebensraum, die Erde, zu schaffen.

    Wie fange ich an?

    Wo fange ich an?

    Und wie oft stehen wir Menschen,

    die in diesem von Gott geschaffenen Raum leben, ebenfalls vor dieser Frage?

    Wo fange ich nur an …

    … morgens am Schreibtisch – ich hab so viele offene Projekte & Arbeiten.

    Wie fange ich nur an …

    … das neue Gemeindezentrum mit Leben zu füllen?

    Oder wie in meinem Fall:

    Berufsanfänger, frisch vom Studium,

    voll am Anfang.

    Ich hab mich mit dieser Frage beschäftigt und entschlossen mich vom Buch der Bücher inspirieren zu lassen.

    Und wo liest man, wenn man die Frage hat, wie etwas anfangen soll?

    Den Anfang: Ich lese – eine etwas abgewandelte Form – des ersten Kapitels im 1. Buch Mose:

    Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

    Und die Erde war wüst und leer,

    und es war finster auf der Tiefe;

    und der Geist Gottes schwebe auf dem Wasser.

    Und Gott sprach:

    Es werde Licht! Und es war Licht!

    Mit nur 3 Worten.

    Und Gott sah, dass das Licht gut war und sagte:

    Das gefällt mir.

    Und er machte weiter:

    Machte das Himmelsgewölbe, die Wolken und den blauen Himmel,

    und er trennte das Wasser von der Erde,

    damit man das Trockene sieht.

    Und Gott sah, dass es gut war und sagte:

    Das gefällt mir.

    Und Gott sprach:

    Die Erde soll grün werden. Gras soll wachsen, an jeder erdenklichen Stelle.

    Und Bäume sollen Früchte tragen, die mega lecker schmecken.

    Und es geschah so.

    Und Gott sah, dass es gut war.

    Und Gott sagte: Das gefällt mir.

    Und Gott sprach:

    Und jetzt noch Sterne.

    Und die Sonne und nen Mond.

    Und es geschah so.

    Und Gott sah, es war gut.

    Und er sagt: Das gefällt mir.

    Und dann schuf Gott die Tiere im Wasser.

    Riesige Wale und kleines Plankton.

    Und die Vögel am Himmel.

    Und dazu die Tiere auf der Erde.

    Und Gott sah, dass es gut war.

    Und Gott sagte: Das gefällt mir.

    Und Gott sprach:
    Lasset uns Menschen machen,

    ein Bild, das uns gleich sei,

    die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel

    und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

    Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde,

    zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.

    Und Gott sah an alles,

    was er gemacht hatte, und siehe,

    es war sehr gut.

    Gefällt mir sehr!

    Wo soll ich anfangen?

    Und wie soll ich anfangen?

    Wenn ich ehrlich bin, kommt mir Gott in diesem Bericht doch etwas sehr von sich selbst überzeugt rüber.

    Fast schon ein bisschen eingebildet.

    Aber, vielleicht kann ich ja auch etwas davon lernen?

    Also: Erste Feststellung:

    Gott fängt an. Gott fängt an.

    Und wie er anfängt.

    Die Bibel berichtet hier,

    wie er uns Menschen einen Lebensraum schafft,

    Er schafft Bedingungen, damit wir leben können.

    Alles was es gibt, kommt von Gott.

    Gott denkt dabei nicht klein, er denkt groß

    und handelt im Kleinen.

    Schritt für Schritt.

    Am Anfang ist das Chaos,

    das tohu wa bohu.

    Wie im Kinderzimmer, wenn mal wieder monatelang nicht aufgeräumt wurde.

    Klar, das Genie beherrscht das Chaos,

    aber wenn Mama mal wieder sagt,

    „Zimmer aufräumen“,

    denkt man sich vermutlich auch

    „Wo fang ich nur an?“

    Kinderzimmer kann man dabei natürlich beliebig mit Schreibtisch, Rumpelkammer, Küche oder Werkbank ersetzen!

    Wieder Raum schaffen, aufräumen.

    Dabei können wir uns an

    Gottes Vorgehensweise ein Beispiel nehmen:

    Schritt für Schritt beseitigt er das Chaos.

    Bringt Licht ins Dunkel.

    Schafft Lebensraum.

    Grundlagen schaffen,

    auf denen aufgebaut werden kann.

    Schön gesagt, aber manchmal,

    da steht man am Anfang

    und da stehen die Probleme wie Berge vor einem.

    Unüberwindbare Berge.

    Wie soll man sich dann bitte an

    diesem allmächtigen Gott ein Beispiel nehmen?

    „Ich hebe meine Augen auf zu diesen Bergen, woher kommt Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“

    Wow, was für ein Zuspruch.

    Dieser Gott, mit dem alles angefangen hat, der hilft auch mir, und dir, in deinem Anfang.

    Wir müssen nicht alleine gehen.

    Denn Gott geht mit!

    Wenn wir also fragen: Wo fange ich an:

    Gott hat schon längst angefangen.

    Wenn wir fragen: Wie soll es weitergehen?

    Gott geht schon längst mit dir!

    Und dann ist da noch eine zweite Feststellung:

    Gott gefällt das, was er gemacht hat.

    Ja, so eingebildet wie das klingt,

    er ist von dem was er gemacht hat überzeugt.

    Und er sagt: Du gefällst mir!

    Du bist sehr gut!

    Das heißt du bist gesegnet,

    Er spricht dir Gutes zu,

    und damit kannst auch du Gutes tun.

    Deshalb nun eine Frage zum Schluss:

    Was denkst du, würde Gott gefallen,

    was du tun sollst?

    Wo will Gott mit dir anfangen und

    Raum zum Leben schaffen?

    Auf dem Liedblatt vorne befindet sich ein kleiner Kasten.

    Wenn du möchtest, kannst du dort heute Abend oder gleich

    während des nächsten Lieds aufschreiben, aufmalen,

    was das wäre.

    Wo will Gott mit dir anfangen?

    Und dabei sollen wir nicht vergessen:

    Gott hat bereits den Anfang gesetzt.

    Er geht mit.

    Er denkt groß, handelt im Kleinen.

    Also: nur Mut.

    Amen.

    Und der Friede Gottes,

    der höher ist als alle Vernunft,

    bewahre unsere Herzen und Sinne

    in Christus Jesus. Amen.

  • Predigt: Who is Who – Wer bin Ich

    Predigt: Who is Who – Wer bin Ich

    Who is Who?

    Also: Wer ist wer?

    Und, wer ist überhaupt etwas?

    Und wer bin Ich dann eigentlich?

     

    Fragen, die wir, wenn sie uns jemand stellen würde,

    vermutlich erstmal gar nicht so einleuchtend beantworten könnten. Vermutlich am besten noch mit ‘nem gewissen Bauchgefühl.

     

    Klar: Das Who is Who, das sind die wichtigsten Leute.

    Die Promis, Politiker, Funktionäre und diejenigen,

    die die wichtigen Entscheidungen treffen.

    Das Who is Who eben.

     

    Und über jemanden zu sagen “das er etwas ist”, fällt uns ja auch relativ leicht: Erfolg in der Schule, im Beruf, Bekanntheit, Ansehen.

    Er oder Sie hat‘s einfach geschafft.

    Sie ist was. Er ist was. Die hamn‘s geschafft.

     

    Aber Ich? Wer bin Ich?

    Die Frage ist glaube ich nicht so einfach zu beantworten.

     

    Klar, wir würden sicherlich sowas sagen wie:
    „Ich bin witzig, aufgeschlossen und hilfsbereit.“

    Unsere Stärken eben.

     

    Die beschreiben uns ja auch relativ gut.

    Teilweise.

    Positiv.

    In einem Vorstellungsgespräch kann das ja auch sehr nützlich sein.

     

    Aber, macht mich das aus?
    Ist das meine Identität?

     

    Humor. Offenheit. Hilfsbereitschaft.

    Soll das alles sein?

     

    Wer bin ich?

    Was macht mich denn wirklich aus?

     

    OK. Ich geh mal einen Schritt zur Seite und schau mich jetzt mal sozusagen „von außen“ an.

    Ihr könnt das ja auch mal innerlich mitmachen. Auf euch bezogen natürlich.

     

    Da wär zunächst mal die äußere Erscheinung:

    Haarfarbe: blond. Körperstatur: breit gebaut.

    Größe: 192. Augenfarbe: blaugrau – das sagt zumindest mein Perso.

    Der verrät mir auch den Namen: Matthias Kunz.

    Mein Geburtsdatum, mein Wohnort.

     

    Bin das jetzt schon Ich? Bin das Ich?

     

    Wie würdest du dich beschreiben,

    wenn du darum gebeten wirst, dich vorzustellen?

    Was wäre dir wichtig zu nennen?

    Deine schulischen Leistungen?

    Deine Hobbys? Dein Charakter?

    Humor, Aussehen, Erfolge?

     

    Und könntest du dann danach sagen: „Das bin Ich.“

     

     

     

    Machen dich diese Dinge aus?

    Deine Erscheinung. Deine biologischen Merkmale. Deine Persönlichkeit.

     

    Was würde fehlen?

    Wer bist du eigentlich?

     

    Ich habe auf der Suche nach einer möglichen Antwort ein Bild auf 9Gag gefunden: „Who am I“

     

    [BILD]

     

    Vielleicht kennt ihr solche Situationen auch.

    Hier, vier verschiedene und in jeder ist man wie ausgewechselt.

     

    Wer bin ich denn jetzt?

    Bin Ich Ich, wenn ich alleine bin,

    unter Freunden, in der Schule oder was weiß ich wo?

    Wer bin Ich?

     

    Mir stellen sich dann Fragen wie:

    Was für ein Mensch bin ich?

    Wie sehen mich andere?

    Wie will ich eigentlich sein?

    Und warum verhalte ich mich in unterschiedlichen Situationen

    ganz verschieden?

     

    Was macht mich aus?

    Was macht mich einzigartig und unabhängig von Anderen.
    Aber gleichzeitig:

    Was habe ich mit den Menschen um mich herum gemeinsam?

     

     

    Ich glaube, um der Frage „Wer bin Ich“ nachzugehen,

    müssen wir uns zwei Dinge genauer anschauen:

     

    Zum einen:

    Wer WAR ich? Wo komme ich her?

     

    Und zum anderen:

    Wer WERDE ich sein? Wo gehe ich hin?

     

    Und das schöne bei der Beantwortung dieser Fragen, ist,

    dass es ein Buch gibt, das dir von der ersten Seite an erzählt,

    wie du gedacht bist. Wie du sein sollst. Wo du her kommst:

     

    „Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn;

    als Mann und Frau schuf er sie.“

    1. Mose 1,27

     

    Du bist ein Bild Gottes.

    Du bist ein Gegenüber von ihm.

    Gott will dich anreden.

    In deinem ganzen Mensch-Sein bist du ein Ebenbild von ihm, dem Schöpfer.

    Er hat dich geplant und erschaffen. Du bist gut so.

    „und sieh, es war SEHR gut.“

    Dabei ist nicht der Prozess, wie du sehr gut wurdest, wichtig. Du BIST sehr gut!

     

    Das spricht Gott dir zu! Von Anfang an!

    Der dich erschaffen hat, dich ins Leben gerufen hat.

    Und dir Lebensatem eingehaucht hat.

     

    Durch die Nase [tief einatmen], so dass du aus dieser unendlich engen Beziehung mit ihm leben kannst. Das macht den Menschen aus.

     

    Aus dieser Gabe von Gott, ein lebendiges Selbst sein zu können.

    Ganz DU sein. Was für eine Freiheit.

     

    Ein Bild von Gott,

    der sich Mose und dem ganzen Volk Israel mit dem Namen

    JaHWeH vorstellt:

    Der „Ich werde sein, der ich sein werde“

    oder „Ich bin, der ich bin“

     

    Diesem Gott,

    der uns seinen Namen preisgibt,

    so dass wir in Beziehung mit ihm treten können.

    Ihn ansprechen können.

     

    Der sich zu erkennen gibt.

    Der sich offenbart.

    Der sich erweisen wird.

     

    Der nicht nur war, sondern ist und immer sein wird.

    Du bist sein Bild. Wir sind sein Bild.

    Geplant. Erschaffen. In Beziehung mit Ihm. Lebend.

     

    Also: Wer bin Ich?

    Ich bin gedacht als Bild Gottes.

    Keine Kopie. Kein Klon.

    Geplant. Geschaffen. Als Gegenüber von Gott und den Menschen.

    Ich bin sehr gut. Sag dir das ruhig ab und zu mal selbst zu.

    Du bist sehr gut.

    Und du kannst mit deinen Mitteln planen, schaffen und ein Gegenüber sein!

     

     

     

    „Ich werde sein, der ich sein werde.“

    Oder

    „Ich bin, der ich bin“

     

    So stellte sich Gott, Mose vor.

    Er offenbart damit seine Eigenart, sein Wesen, sein Selbst.

     

    Und im Johannesevangelium finden wir ebenfalls Worte, durch die sich eine Person offenbart. Dort heißt es:

     

    Ich bin…

    … das Brot des Lebens

     

    Ich bin…

    … das Licht der Welt

     

    Ich bin…

    … die Tür und der gute Hirte

     

    Ich bin…

    …die Auferstehung und das Leben

     

    Ich bin…

    …der Weg die Wahrheit und das Leben

     

    Ich bin…

    …der wahre Weinstock

     

     

     

     

     

    Brot des Lebens:

    Jesus selbst ist die Grundlage. Durch ihn leben wir.

    Ihr Küchen-Mitarbeitende: Ihr wisst sicherlich am besten wie eine Freizeit mit oder ohne ner guten Grundlage stehen oder fallen kann.

     

    Licht der Welt.

    Er gibt Orientierung, gibt Sicherheit, lässt das Dunkle von uns weichen.

    Wie die Taschenlampe, die uns nachts den Weg leuchtet.

     

    Die Tür und der gute Hirt.

    Er ist die neue Chance, er schenkt Gemeinschaft.

    Gemeinschaft unter den Mitarbeitenden, unter den Teilnehmenden und darüber hinaus.

     

    Die Auferstehung und das Leben.

    Der Tod hat keine Macht.

     

    Der Weg.

    Wir können Wahrheit erkennen.

     

    Der wahre Weinstock.

    In seiner Gemeinschaft gibt es Lebenskraft.

     

    In dieser Vielfalt Jesu offenbart sich Gott.

    In der Vielfalt von uns Menschen spiegelt sich Gottes Ebenbildlichkeit.

    Als Christen spiegeln wir gemeinsam Gottes Herrlichkeit.

     

    Aber trotzdem heißt es: „Er ist ES, Gott“.

     

     

     

     

    Und Ich? Wer bin Ich? Wer will Ich sein?

    Ich bin ein Nachfolger dieses Jesus. Ein Jünger Jesu.

    Ich will in seinen Spuren wandeln, den Blick auf Ihn richten.

    Das heißt: Auf ihn richte ich mich aus. Dorthin will ich gehen. Jeden Tag neu.

     

    Ich bin gedacht als Bild Gottes.

    Du bist gedacht als Bild Gottes.

    Aus ihm lebst du.

    Er geht mit dir, er begleitet dich.

     

    Er war, ist und wird auch immer derselbe sein.

    In Jesus Christus, hat er sich offenbart.

    Christus: Auf ihn ausrichten.

     

    Ist das auch deine Orientierung?

    Willst du dich auf ihn ausrichten?

    Soll das deine Identität ausmachen?

     

    Wer bist du?

    Du, bist sehr gut!

     

    Und wer willst du sein?

     

    Amen.

     

  • Predigt: Anpassen oder Gesicht zeigen

    Predigt: Anpassen oder Gesicht zeigen

    Ich bitte darum, wem es möglich ist, aufzustehen für den Segen:

     

    „Der Herr segne dich und behüte dich,

    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

    und sei dir gnädig;

    der Herr erhebe sein Angesicht über dich

    und gebe dir Frieden. Amen.“

     

    Ihr dürft euch wieder setzen.

     

     

    „Oh man was isn das für’n Typ da vorne. Der hat’s ja mal überhaupt nicht gerafft. Der Segen kommt doch erst ganz zum Schluss…“

     

    Wenn dir jetzt diese Gedanken oder ähnliche

    durch den Kopf schwirren, dann kann ich dir eines verraten:

    Recht hast du.

     

    Für mich gehört der Segen im Gottesdienst

    auch an den Schluss.

     

    Nach Gebet, Lobpreis, Predigt, und allem was dazu gehört,

    folgt der Segen als Abschluss des ganzen Gottesdienstes.

     

    Dieser Segen ist für mich auch immer so ein

    „Auf Wiedersehn. Tschüss. Bis bald.

    Und jetzt geh raus und setz das um, was Gott dir heute ans Herz gelegt hat.“

     

    Der Segen am Ende des Gottesdienstes

    ist Verabschiedung und Aufforderung zugleich.

     

    Aber irgendwie hat er überhaupt nichts mit unserem Thema

    heute Abend zu tun.

    Oder vielleicht doch?

     

    Anpassen oder Gesicht zeigen.

     

    Das ist heute das Thema.

    Und auch die Frage:

     

    Willst du dich anpassen, oder dein Gesicht zeigen.

    Entweder oder.

     

    Aber was hat diese Frage mit einem Segenspruch zu tun,

    der Jahrhunderte, Jahrtausende alt ist

    und wir am Ende fast eines jeden Gottesdienstes hören?

    Oder eher gesagt: zugesprochen bekommen.

     

     

    Schauen wir uns diesen Segenspruch mal etwas genauer an:

     

    Man nennt ihn den ‚aaronitischen Segen‘,

    weil er von den Priestern die aus dem Stamm Aaron kommen

    zugesprochen wurde.

    Das Besondere dabei ist aber, dass nicht der Priester segnet,

    sondern Gott selbst. Drei Mal sogar:

     

    1. Der Herr segnet dich:

    Gott selbst spendet dir alles Nötige fürs Leben.

     

    1. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir:

    Gott selbst wendet sich dir zu.

     

    1. Und der Herr gebe dir Frieden:

    Im hebräischen steht hier Schalom,

    also das umfassende Glück.

    Die gelungene Beziehung zu dir selbst, zu Gott,

    zu deiner Umwelt und zu deinen Mitmenschen.

    Das ist Schalom.

     

    Und das alles kommt direkt von Gott.

     

    Anpassen oder Gesicht zeigen.

     

    In diesem Segensspruch wird ebenfalls ein Gesicht,

    oder besser Angesicht genannt:

    „der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir …“

     

     

    Vermutlich hast du diesen Teil schon tausendmal gehört,

    aber hast du dir schon einmal Gedanken dazu gemacht,

    was dir hier zugesprochen wird?

     

    Gott selbst, lässt sein Angesicht leuchten über dir.

    Sein Gesicht leuchtet, wenn er dich ansieht.

     

    Gott dreht sich nicht weg von dir,

    sondern schaut ganz konkret Dich an.

     

    Er zeigt dir sein Gesicht.

     

     

     

     

     

    Gesicht zeigen.

    Was heißt das denn überhaupt?

     

    Wir verstehen ja oftmals etwas Negatives dabei.

     

    „Ah, jetzt zeigst du aber dein wahres Gesicht“

    heißt nicht, dass ich irgendwo aus der Tasche

    ein zweites ‚wahres‘ Gesicht gezaubert hab,

    sondern dass meine wahren Absichten

    ans Tageslicht gekommen sind.

     

    ‚Mein Gesicht zeigen‘ heißt also,

    dass meine bislang geheimen Überzeugungen

    jetzt offen liegen.

     

    Jeder kann sozusagen in meinem Gesicht ablesen,

    was ich denke.

    So als ob meine Überzeugungen

    auf Stirn, Backen, Nase, Kinn tätowiert wären.

     

    Ich vermittle mit meinem Gesicht also eine Botschaft.

     

    Manchmal auch ganz praktisch durch unsere Mimik.

    Zum Beispiel, wenn wir sauer sind, oder traurig,

    oder fröhlich, oder ängstlich, unsicher, …

     

    unser Gesicht, unsere Mimik,

    zeigt allen um uns herum, wie es uns geht.

     

    Mit unserem Gesicht vermitteln wir eine Botschaft.

     

     

    Durch unser Gesicht

    sind wir aber auch für andere erkennbar.

     

    Es identifiziert uns:

    Auf unserem Perso, Führerschein, Schülerausweis, Studentenausweis, … überall ist unser Passfoto.

     

    Auf Facebook, WhatsApp, Twitter, …

    überall hinterlegen wir ein Bild von uns,

    dass uns zeigt.

     

    Mit diesem Gesicht verbinden die Menschen etwas.

    Begegnungen, Eigenschaften, Eigenheiten …

     

    Wenn man ein Gesicht sieht, denkt man an die Beziehung zu dieser Person.

     

    Mein Gesicht gibt mich also zu erkennen

    Und es trägt eine Botschaft.

     

     

    Das Problem dabei:

    Unser Gesicht kann von jedem gesehen werden.

     

    Schau mal in das Gesicht deines Nachbarn, deiner Nachbarin.

    Vielleicht kennst du ihn oder sie?

     

    Welche Botschaft wird dir wohl gerade mitgeteilt?

    Vll. Ist jemand angeekelt? Oder auch grade das Gegenteil J

    Zwinkert dir jemand zu?

     

     

     

    Unser Gesicht ist öffentlich.

    Jeder kann es sehen.

     

    Das ist ein Problem,

    denn manchmal wollen wir einfach nicht, dass man uns erkennt.

     

    Und wir wollen auch nicht jede Botschaft öffentlich machen.

    Wenn es uns gerade schlecht geht.

    Wenn wir mit etwas nicht einverstanden sind.

     

    Deshalb haben wir vermutlich alle irgendwann einmal gelernt

    Masken zu tragen.

    Ähnlich dieser Masken im Anspiel vorher.

     

    Und vermutlich wissen wir manchmal selbst nicht mehr,

    ob wir im Moment eine Maske tragen, oder nicht.

     

    „der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir …“

     

    Hast du bemerkt?

    Als du gerade in das Gesicht deines Nachbarn

    oder deiner Nachbarin geschaut hast,

    hast auch du dein Gesicht zeigen müssen.

     

    „der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir“ heißt also,

    dass ich auch Gott ansehen kann.

    Er hat sein Gesicht mir zugewandt, also kann ich mich ihm zuwenden.

     

    Und wenn ich das tue, wenn du das tust,

    dann sieht Gott Dich an!

     

     

    Gott sieht dich an!

    Und sein Gesicht strahlt dabei.

     

    Gott erkennt dich! Er kennt dich!

     

    Er weiß wer du bist.

    Keine Maske hat bei ihm bestand.

     

    Bei ihm kannst du dein wahres Gesicht zeigen!

    Und sein Gesicht leuchtet dabei.

     

     

    Ein paar Bücher vor unserem aaronitischen Segen,

    wird ebenfalls von einem leuchtenden,

    einem glänzenden Gesicht berichtet.

     

    Am Ende von 2. Mose 34 wird berichtet,

    wie Mose zum zweiten Mal die Steintafeln

    mit den 10 Geboten von Gott erhält.

     

    40 Tage war Mose bei Gott auf dem Berg Sinai.

    Tag und Nacht.

     

    Und dann wird folgendes berichtet:

     

    „Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte.“

     

     

     

     

    40 Tage und Nächte war Mose bei Gott und hat mit ihm geredet.

    40 Tage und Nächte intensivster Begegnung.

    Mose, sozusagen auf Augenhöhe mit Gott.

     

    Ich weiß nicht, was er da alles gemacht hat,

    aber meiner Meinung nach reichen 40 Tage aus,

    um mehr als ‚nur‘ 10 Gebote aufzuschreiben.

     

    Mose hat mit Gott geredet, so heißt es im Text.

     

    Und nach 40 Tagen kommt Mose wieder vom Berg.

    Erfüllt von Gottes Geist, voll Weisheit, voll Liebe.

    Aber als er unten ankam,

    und den Israeliten das alles erzählen will,

    schrecken die vor ihm zurück.

     

    Alle fürchten sich vor ihm.

     

    Und warum?

    Weil sein Gesicht glänzte.

    Sein Gesicht glänzte,

    weil er mit Gott geredet hatte.

    Mit ihm Beziehung hatte.

     

    Mose wurde durch diese Beziehung

    zum Träger einer Botschaft.

     

    Er überbringt den Israeliten die Botschaft von Gott.

    Und auch sein Gesicht

    überbringt sozusagen diese Botschaft.

     

    Das Licht, das Mose gewissermaßen im Reden mit Gott aufgegangen ist, spiegelt sich wieder.

    Gottes Herrlichkeit spiegelt sich wieder.

     

    Und Mose erzählt von dieser Herrlichkeit, von Gott.

     

    Erst Aaron, seinem Bruder.

    Dann den Ältesten

    und dann dem ganzen Volk Israel.

     

    Er erzählt ihnen,

    was Gott mit ihm geredet hat.

     

    Und dann heißt es weiter:

    „Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte,

    legte er eine Decke auf sein Angesicht.“

     

     

    Anpassen oder Gesicht zeigen.

     

    Maske tragen oder Gesicht zeigen.

     

    Mose hat sich angepasst.

    Er trug eine Maske, wenn er im Volk unterwegs war.

     

    Anpassen ist überlebensnotwendig.

    Auch wir müssen uns heute anpassen.

    Wenn wir uns beispielsweise unserer Umwelt nicht anpassen würden,

    und hier in Bikini und Badeshorts dasäßen,

    wäre das vermutlich lustig anzusehen,

    aber vermutlich auch extrem kalt!

     

    Aber: Mose hat auch sein Gesicht gezeigt.

    Er hat es Gott gezeigt.

     

    Wenn Mose bei Gott war

    trug er keine Maske.

     

    Er hat Gott sein Gesicht gezeigt

    und Gott hat dieses Gesicht benutzt

    um eine Botschaft zu übermitteln.

     

    Mose hat sich angepasst

    UND hat sein Gesicht gezeigt!

     

    Und was hat das alles jetzt mit uns zu tun?

     

    „der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir“

     

    Gott schaut dich an.

    Mit leuchtendem, mit glänzendem Gesicht.

     

    Gott kennt dich, komplett ohne Maske.

    Und Er will, dass auch Dein Gesicht glänzt.

    Er hat eine Botschaft, die du in die Welt tragen sollst.

     

    Er möchte mit dir reden, dich ansehen!

    Und sein Gesicht leuchtet dabei.

     

    Ihm kannst du dein wahres Gesicht zeigen.

     

     

     

     

    Und er gibt dir den Mut,

    dieses wahre Gesicht auch vor deinen Freunden,

    vor deiner Klasse,

    vll auch vor Unbekannten

    ab und zu hinter deinen Masken hervorblicken zu lassen.

     

    Durch die Beziehung mit Gott

    werden wir Träger seiner Botschaft.

     

    Er verändert uns, er passt uns an.

     

    Und wie Mose merken wir es vielleicht nicht einmal.

    Es passiert einfach, nur weil wir mit Gott reden.

     

     

    Ich möchte dich bitten,

    nachher, nach dem Gottesdienst,

    oder heute Abend dein Handy rauszuholen.

     

    Geh auf dein Facebook Profil, oder WhatsApp, … egal.

     

    Schau dir dein Profilbild an:

     

    Gottes Angesicht leuchtet, wenn er dieses Gesicht ansieht!

     

    Und dann frage dich dabei:

     

    Welche Botschaft will Gott durch dein Gesicht in die Welt bringen?

     

    Und wenn du dich das fragst,

    erinnere dich an diesen Zuspruch:

     

    Der Herr segnet dich,

    mit Kraft und Mut

     

    und er behütet dich,

    vor allem Übel.

     

    Er lässt sein Angesicht leuchten über dir,

    dass du sein Licht in die Welt tragen kannst,

     

    und er ist dir gnädig,

    wenn du einmal den Mut dazu verlierst,

     

    er hebt sein Angesicht über dich

    und gibt dir Frieden.

     

    Schalom:

    Also, Gelingende Beziehung zu dir selbst, zu Gott,

    deiner Umwelt und zu deinen Mitmenschen.

     

    Amen.

     

    Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

     

    Amen.

  • Predigt: Enge Pforte – verschlossene Tür

    Predigt: Enge Pforte – verschlossene Tür

    Predigt zu Lukas 13,22

    Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

     

    seien wir ehrlich, wir alle kennen diese Situation:
    Als Lehrer stehst du vor deiner Klasse und wartest auf das Stichwort,

     

    Gefühlt, stundenlang wartest du schon darauf, nachdem du in unzähligen Versuchen darauf hingewiesen, hingearbeitet … förmlich darum gefleht hast.

     

    Nacheinander darf jeder und jede Mal seine Idee sagen.

    Das große „Worauf will der da vorne eigentlich hinaus“ Raten geht los.

     

    Und dann, endlich!

    Die Erlösung!

    Das Stichwort ist gefallen!

     

    „Oh ja … Max … jetzt bitte alle aufpassen … kannst du das nochmal wiederholen, so dass es alle mitbekommen?“

     

    Endlich – eine weitere Sternstunde des beispiellosen Unterrichtens.

     

    Einer gibt das Stichwort.

    Alle müssen hören.

     

    Wir alle wissen, dass das natürlich keine Sternstunde ist.

     

    Aber wir können auch alle nachempfinden, warum wir so handeln, denn:

    Das was dieses eine Stichwort mit sich bringt, ist so ungemein wichtig, dass es unbedingt alle mitbekommen müssen!

     

    Und zur Beruhigung:

    Auch in der Bibel wird von einer ähnlichen Situation berichtet,

    in der Jesus, der Lehrer,

    seinen Mitreisenden ein Stich-Wort nahebringt.

     

    Die Frage ist: Was soll so wichtig sein, dass es – nicht nur seine Jüngerinnen und Jünger, sondern – ALLE, die mit ihm reisen, hören müssen?

     

    Ich lese aus Lukas 13 ab Vers 22:

     

    Es sprach aber einer zu ihm:

    Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?

     

    Jesus und sein Gefolge befinden sich in diesem Abschnitt bereits auf dem Weg nach Jerusalem.

    Schon einige Kapitel vor dieser Stelle beginnt Jesu „Zeit der Wanderung“ – nach Jerusalem.

     

     

    Jerusalem, oder auch: Tochter Zion. Der Zion.

    Der   e n d z e i t l i c h e   Gottesberg,
    Und „alle Heiden“ und „viele Völker“ werden einmal zu ihm hinziehen.

     

    Es ist also eigentlich gar nicht verwunderlich, dass „einem“ auf diesem Weg die Frage einfällt, wie es später einmal sein wird?

    Wie wird es sein, wenn viele Völker zum Zion ziehen?

    Wenn Schwerter zu Pflugscharen und Spieße zu Sicheln gemacht werden? Wenn der „HERR richten wird unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker“?

     

    Sind es viele, die selig … die … gerettet werden?

    Sind es alle, die gerettet werden?

    Sind es wenige, die gerettet werden?

     

     

    Es ist also eine Frage, die wir vermutlich auch alle kennen.

     

    Werden einmal alle Menschen gerettet?

    Werden nur jene die … „glauben“ gerettet?

    Wie steht es denn nun mit dieser Allversöhnung?

    Wo finde ich meine Antworten dazu?

     

    Klar, eine hoch theologische Frage, aber scheinbar – auch schon damals – eine wichtige. Denn Jesus antwortet wie folgt:

     

    Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht;

    denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und    w e r d e n‘ s    n i c h t    k ö n n e n.

     

    Wenn der Hausherr aufgestanden ist   und die Tür verschlossen hat

    und ihr anfangt, draußen zu stehen

    und an die Tür zu klopfen und zu sagen:

    Herr, tu uns auf!,

    dann wird er antworten und zu euch sagen:

    Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her?

     

    Dann werdet ihr anfangen zu sagen:

    Wir haben vor dir gegessen und getrunken

    und auf unsern Straßen hast du gelehrt.

    Und er wird zu euch sagen:

    I c h   k e n n e   e u c h   n i c h t;   wo seid ihr her?

    Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!

     

     

     

     

    Da wird Heulen und Zähneklappern sein,

    wenn ihr sehen werdet

    Abraham, Isaak und Jakob

    und alle Propheten im Reich Gottes,

    euch aber hinausgestoßen.

    Und es werden kommen von Osten und von Westen,

    von Norden und von Süden,

    die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

    Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein,

    und sind Erste, die werden die Letzten sein.

     

     

    „Na das ist ja kein Problem“

    Könnte vielleicht Judas gedacht haben.

    „Im Ringen war ich schon immer ein Meister

    und wer sich mit mir anlegt, der wird es zu spüren bekommen!“

     

    „Na hee, also wenn ich dort nicht dabei bin, wer denn sonst?“,

    könnte vielleicht Petrus gedacht haben.

     

    Vielleicht gab es aber auch Gedanken eines Thomas, der sich gar nicht so sicher war, ob er das denn schafft,

    oder ob er dann zu denen gehört, die draußen stehen und an die verschlossene Türe klopfen.

     

    Jesus mahnt seine Begleiterinnen und Begleiter, alles daran zu setzen, ins Reich Gottes, an den Tisch, zum endzeitlichen Mahl, zu kommen.

     

    Ringt darum!

    Trachtet danach,

    denn viele werden es versuchen und es wird ihnen nicht gelingen.

     

    Wir kennen ähnliche Gleichnisse vielleicht aus anderen Bibelstellen.

    Und doch formuliert es Lukas hier noch etwas schärfer.

    Hier gibt es keinen versprochenen Lohn, nach dem engen und verschlungenen Pfad.

    Keinen Gewinn für die Nachfolge!

     

    Es ist eine Mahnung vor der Selbstsicherheit!

     

    Auch wenn du vor mir gegessen hast

    und von mir gelernt hast:

    Ich kenne DICH nicht!

     

    Auch wenn wir vor dem Kreuz Abendmahl gehalten haben

    und die Lehren Jesu gelernt haben:

    ER kennt uns nicht!

     

    Es ist, eine Mahnung.

    Auch an uns. Heute.

    Unschön. Kantig. Und irgendwie so gar nicht christlich!

     

     

    Wo ist denn hier die Gnade, von der wir so oft zu hören bekommen?

    Wo ist die Nächstenliebe,

    wenn wir darum ringen sollen durch die enge Tür zu kommen?

     

    Leben wir nicht schon in einer Ellbogengesellschaft,

    in der jeder nach sich und seinem Vorteil schaut?

    Wo bleibt denn da: „einer trage des anderen Last“?

     

     

    Der Hausherr selbst, Jesus, verschließt die Tür.

    Jesus selbst, kennt uns nicht!

     

    Es gibt keine Möglichkeit hinein zu kommen, wenn du einmal draußen bist.

    Kein Hintertürchen.

    Keine Freunde, die einen durch das Dach hinunterlassen.

     

    Draußen. Heißt. Draußen.

     

    Und drinnen?

    Da sitzen sie:

    Abraham, Isaak, Jakob.

    Und alle Propheten.

    Und die von Osten und Westen,

    und von Norden und Süden,

    die Letzten und Ersten.

    Alle.

    Nur, ich nicht.

    Ein Stich ins Herz.

    Ein Stichwort.

     

    Es ist eine Mahnung vor der Selbstsicherheit:

    Wir können uns nicht sicher sein, einmal am Tisch des Hausherrn zu sitzen.

     

     

    Aber doch

    dürfen wir uns sicher sein, einmal am Tisch des Hausherrn zu sitzen!

     

    Römer 2,4

    „Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut?

    Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“

     

     

     

     

    Wir können uns nicht sicher sein.

    Und doch dürfen wir uns – gnädiger Weise – sicher sein!

     

    Heute, am Buß- und Bettag

    wünsche ich mir, dass wir uns das bewusst machen!

     

    Dass Buße nicht heißt, dass wir draußen bleiben müssen,

    weil wir dafür büßen müssen, dass wir zu spät waren,

    oder zu wenig getrachtet haben, oder zu wenig gebetet, in der Bibel gelesen, Gottesdienste besucht oder geglaubt haben.

     

    Es heißt, zu wissen, dass wir uns nicht sicher sein können.

    Und es heißt, zu wissen, dass wir uns sicher sein können.

     

    Buße heißt, sich Gott neu, befreit, dankbar, zuzuwenden,

    in dem Wissen, dass wir uns nicht sicher sein können und es doch sind.

     

    „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“

    Epheser 2,8

     

    Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

    Amen.

     

     

    Lied: Befreit durch deine Gnade.

  • Ich predige einen Luftballon

    Tag 1: Mein Luftballon

    Am Anfang ist er schön bunt, prall gefüllt mit Helium und mit einer Schnur versehen. So kann er im Wind hin und her treiben, aber nie zu weit von mir wegfliegen. Ich betrachte ihn von allen Seiten. Sehe die Stellen, an denen er dicker und dünner ist. Die Flecken auf der Oberfläche. Die Falten.
    Ich mag diesen Luftballon, denn er gehört mir.

    Tag 2: Was sagst du zu meinem Luftballon?

    Ich mag ihn so sehr, dass ich ihn am nächsten Tag meinen Freunden zeigen möchte. Was sagen sie zu meinem Luftballon, der sich so schön im Wind bewegt. Manche finden ihn lachhaft, andere spielen mit ihm. Für den nächsten hat er in der Sonne eine ganz andere Farbe, als ich sie zugeordnet hätte. Andere dagegen wollen ihn nur im Dunkel betrachten.
    Wie schön und anders die Umgebung meinen Ballon beschreibt.

    Tag 3: Wo kommt mein Luftballon her?

    Nach zwei Tagen Luftballon, frage ich mich, wo mein Exemplar gefertigt wurde? Wer war wohl daran beteiligt und wie haben diese den Luftballon hergestellt? Welche Techniken und Materialien haben sie verwendet?
    Ich sollte mich kundig machen, wie der Luftballon entstanden ist.

    Tag 4: Was macht meinen Luftballon so einzigartig?

    Klar, mein Ballon ist natürlich der schönste. Aber weiß ich auch warum? Ist es die Farbe, die Form oder seine aerodynamischen Flugeigenschaften? Was unterscheidet ihn von anderen Ballons und wo findet er seinen Platz unter den tausenden Ballons? Gibt es ähnliche Ballons oder welche die komplett anders sind?
    Ich sehe mich einfach mal um.

    Tag 5: Wo soll mein Ballon hin?

    Mein Ballon hat mich nun schon einige Tage begleitet. Ballons sollten eigentlich in freier Wildbahn leben, aber irgendwie kann ich meinen Ballon noch nicht loslassen. Wo wird er leben? Wie wird es ihm dort gehen? Was wird er dort auslösen?
    Ich stelle mir Situationen vor, in denen mein Ballon gut aufgehoben wäre.

    Tag 6: Ich bereite den Ballon darauf vor …

    Endlich ist der Tag vor dem Tag gekommen. Ich bereite meinen Ballon darauf vor, am nächsten Tag zu starten. Vieles hat sich angeheftet an den Ballon.
    Ein letztes Mal nehme ich den Ballon mit all seinen Anhängen mit. Vielleicht besuche ich meine Freunde, oder mache einen Besuch im Krankenhaus. Kinder freuen sich doch immer so über Ballons!
    Ich und der Ballon bereiten uns darauf vor am nächsten Tag voneinander getrennt zu werden.

    Tag 7: Er fliegt . . .

    Endlich ist es soweit. Endlich darf ich meinen Ballon der Welt zeigen. All seine Schönheit, seine Macken. Ich berichte, was ich mit ihm erlebt habe. Wo er herkommt. Was ihn so einzigartig mache. Was er bei anderen auslöst und was er auslösen soll. Und dann endlich fliegt er. Jeder schaut ihm nach, wie er nach oben steigt. Wie er ein letztes Mal in der Sonne glitzert und dann nicht mehr zu sehen ist. Vielleicht werden wir ihn irgendwann noch einmal sehen.

    Ich weiß nicht, ob die Menschen um mich herum die selbe Freude an meinem Luftballon hatten. Aber es ist nun auch ihr Luftballon. Ich habe ihnen alles über ihn erzählt, sie zum lachen und weinen damit gebracht. Wer weiß, was der Luftballon damit bei ihnen auslöst.

    PS: Vielleicht hilft das bei der nächsten Predigtvorbereitung!
    Angelehnt an die Predigtwoche von C.Möller