Matthias Kunz

Matthias Kunz

Diakon, Medienreferent & Christ

Predigt: Enge Pforte – verschlossene Tür

Predigt zu Lukas 13,22

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

 

seien wir ehrlich, wir alle kennen diese Situation:
Als Lehrer stehst du vor deiner Klasse und wartest auf das Stichwort,

 

Gefühlt, stundenlang wartest du schon darauf, nachdem du in unzähligen Versuchen darauf hingewiesen, hingearbeitet … förmlich darum gefleht hast.

 

Nacheinander darf jeder und jede Mal seine Idee sagen.

Das große „Worauf will der da vorne eigentlich hinaus“ Raten geht los.

 

Und dann, endlich!

Die Erlösung!

Das Stichwort ist gefallen!

 

„Oh ja … Max … jetzt bitte alle aufpassen … kannst du das nochmal wiederholen, so dass es alle mitbekommen?“

 

Endlich – eine weitere Sternstunde des beispiellosen Unterrichtens.

 

Einer gibt das Stichwort.

Alle müssen hören.

 

Wir alle wissen, dass das natürlich keine Sternstunde ist.

 

Aber wir können auch alle nachempfinden, warum wir so handeln, denn:

Das was dieses eine Stichwort mit sich bringt, ist so ungemein wichtig, dass es unbedingt alle mitbekommen müssen!

 

Und zur Beruhigung:

Auch in der Bibel wird von einer ähnlichen Situation berichtet,

in der Jesus, der Lehrer,

seinen Mitreisenden ein Stich-Wort nahebringt.

 

Die Frage ist: Was soll so wichtig sein, dass es – nicht nur seine Jüngerinnen und Jünger, sondern – ALLE, die mit ihm reisen, hören müssen?

 

Ich lese aus Lukas 13 ab Vers 22:

 

Es sprach aber einer zu ihm:

Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?

 

Jesus und sein Gefolge befinden sich in diesem Abschnitt bereits auf dem Weg nach Jerusalem.

Schon einige Kapitel vor dieser Stelle beginnt Jesu „Zeit der Wanderung“ – nach Jerusalem.

 

 

Jerusalem, oder auch: Tochter Zion. Der Zion.

Der   e n d z e i t l i c h e   Gottesberg,
Und „alle Heiden“ und „viele Völker“ werden einmal zu ihm hinziehen.

 

Es ist also eigentlich gar nicht verwunderlich, dass „einem“ auf diesem Weg die Frage einfällt, wie es später einmal sein wird?

Wie wird es sein, wenn viele Völker zum Zion ziehen?

Wenn Schwerter zu Pflugscharen und Spieße zu Sicheln gemacht werden? Wenn der „HERR richten wird unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker“?

 

Sind es viele, die selig … die … gerettet werden?

Sind es alle, die gerettet werden?

Sind es wenige, die gerettet werden?

 

 

Es ist also eine Frage, die wir vermutlich auch alle kennen.

 

Werden einmal alle Menschen gerettet?

Werden nur jene die … „glauben“ gerettet?

Wie steht es denn nun mit dieser Allversöhnung?

Wo finde ich meine Antworten dazu?

 

Klar, eine hoch theologische Frage, aber scheinbar – auch schon damals – eine wichtige. Denn Jesus antwortet wie folgt:

 

Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht;

denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und    w e r d e n‘ s    n i c h t    k ö n n e n.

 

Wenn der Hausherr aufgestanden ist   und die Tür verschlossen hat

und ihr anfangt, draußen zu stehen

und an die Tür zu klopfen und zu sagen:

Herr, tu uns auf!,

dann wird er antworten und zu euch sagen:

Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her?

 

Dann werdet ihr anfangen zu sagen:

Wir haben vor dir gegessen und getrunken

und auf unsern Straßen hast du gelehrt.

Und er wird zu euch sagen:

I c h   k e n n e   e u c h   n i c h t;   wo seid ihr her?

Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!

 

 

 

 

Da wird Heulen und Zähneklappern sein,

wenn ihr sehen werdet

Abraham, Isaak und Jakob

und alle Propheten im Reich Gottes,

euch aber hinausgestoßen.

Und es werden kommen von Osten und von Westen,

von Norden und von Süden,

die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein,

und sind Erste, die werden die Letzten sein.

 

 

„Na das ist ja kein Problem“

Könnte vielleicht Judas gedacht haben.

„Im Ringen war ich schon immer ein Meister

und wer sich mit mir anlegt, der wird es zu spüren bekommen!“

 

„Na hee, also wenn ich dort nicht dabei bin, wer denn sonst?“,

könnte vielleicht Petrus gedacht haben.

 

Vielleicht gab es aber auch Gedanken eines Thomas, der sich gar nicht so sicher war, ob er das denn schafft,

oder ob er dann zu denen gehört, die draußen stehen und an die verschlossene Türe klopfen.

 

Jesus mahnt seine Begleiterinnen und Begleiter, alles daran zu setzen, ins Reich Gottes, an den Tisch, zum endzeitlichen Mahl, zu kommen.

 

Ringt darum!

Trachtet danach,

denn viele werden es versuchen und es wird ihnen nicht gelingen.

 

Wir kennen ähnliche Gleichnisse vielleicht aus anderen Bibelstellen.

Und doch formuliert es Lukas hier noch etwas schärfer.

Hier gibt es keinen versprochenen Lohn, nach dem engen und verschlungenen Pfad.

Keinen Gewinn für die Nachfolge!

 

Es ist eine Mahnung vor der Selbstsicherheit!

 

Auch wenn du vor mir gegessen hast

und von mir gelernt hast:

Ich kenne DICH nicht!

 

Auch wenn wir vor dem Kreuz Abendmahl gehalten haben

und die Lehren Jesu gelernt haben:

ER kennt uns nicht!

 

Es ist, eine Mahnung.

Auch an uns. Heute.

Unschön. Kantig. Und irgendwie so gar nicht christlich!

 

 

Wo ist denn hier die Gnade, von der wir so oft zu hören bekommen?

Wo ist die Nächstenliebe,

wenn wir darum ringen sollen durch die enge Tür zu kommen?

 

Leben wir nicht schon in einer Ellbogengesellschaft,

in der jeder nach sich und seinem Vorteil schaut?

Wo bleibt denn da: „einer trage des anderen Last“?

 

 

Der Hausherr selbst, Jesus, verschließt die Tür.

Jesus selbst, kennt uns nicht!

 

Es gibt keine Möglichkeit hinein zu kommen, wenn du einmal draußen bist.

Kein Hintertürchen.

Keine Freunde, die einen durch das Dach hinunterlassen.

 

Draußen. Heißt. Draußen.

 

Und drinnen?

Da sitzen sie:

Abraham, Isaak, Jakob.

Und alle Propheten.

Und die von Osten und Westen,

und von Norden und Süden,

die Letzten und Ersten.

Alle.

Nur, ich nicht.

Ein Stich ins Herz.

Ein Stichwort.

 

Es ist eine Mahnung vor der Selbstsicherheit:

Wir können uns nicht sicher sein, einmal am Tisch des Hausherrn zu sitzen.

 

 

Aber doch

dürfen wir uns sicher sein, einmal am Tisch des Hausherrn zu sitzen!

 

Römer 2,4

„Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut?

Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“

 

 

 

 

Wir können uns nicht sicher sein.

Und doch dürfen wir uns – gnädiger Weise – sicher sein!

 

Heute, am Buß- und Bettag

wünsche ich mir, dass wir uns das bewusst machen!

 

Dass Buße nicht heißt, dass wir draußen bleiben müssen,

weil wir dafür büßen müssen, dass wir zu spät waren,

oder zu wenig getrachtet haben, oder zu wenig gebetet, in der Bibel gelesen, Gottesdienste besucht oder geglaubt haben.

 

Es heißt, zu wissen, dass wir uns nicht sicher sein können.

Und es heißt, zu wissen, dass wir uns sicher sein können.

 

Buße heißt, sich Gott neu, befreit, dankbar, zuzuwenden,

in dem Wissen, dass wir uns nicht sicher sein können und es doch sind.

 

„Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“

Epheser 2,8

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

 

 

Lied: Befreit durch deine Gnade.